25 Jahre ETF-Handel: Interview-Serie #7
25 Jahre ETF-Handel: Interview-Serie #7 Thomas Pohlmann, Leiter ETF Produktmanagement, Deka Investment GmbH
Vor 25 Jahren, am 11. April 2000, schrieb die Deutsche Börse Geschichte: Als erste Börse Europas startete sie den Handel mit ETFs. Anlässlich unseres Jubiläums blicken wir auf die Erfahrungen einiger ETF-Pioniere zurück.
Erinnern Sie sich noch an den Moment, als Sie zum ersten Mal von ETFs gehört haben?
Das war im Frühjahr 2000 als ich mit dem Thema ETF – also börsengehandelte Fonds, erstmals in Berührung kam. Mein seinerzeitiger Chef, Andreas Fehrenbach bei der HypoVereinsbank-Tochter Activest, fragte mich, ob ich schon einmal etwas von ETFs gehört hätte. Hintergrund seiner Frage war das Interesse der Deutschen Börse. Sie wollte wissen, ob wir auf die wichtigsten Standard-Indizes wie DAX, MDAX und NEMAX, dieses neue Anlagevehikel auflegen wollen. Ich bekam dann prompt den Auftrag, einmal zu prüfen, was ETFs überhaupt sind und ob eine Lizenzierung der Indizes der Deutschen Börse sinnvoll erscheint.
Was waren damals die größten Herausforderungen bei der Etablierung von ETFs?
Die größte Herausforderung war damals sicherlich, dass sich noch niemand mit dem Thema Börsenhandel und Fonds beschäftigt hatte. Ich habe mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Fondsmanagement in München, in Luxemburg und in Dublin zu ETFs ausgetauscht. Teilweise gab es damals Vorbehalte gegenüber passivem Management, aber insbesondere der Börsenhandel von Fonds erschien den Kollegen damals nicht sinnvoll. Es war für Andreas Fehrenbach und mich nicht immer einfach, unsere zwischenzeitlich gewonnene Begeisterung für die Idee von ETFs auf andere zu übertragen. Glücklicherweise konnten wir entsprechende Unterstützung finden, um die erste deutsche ETF-Gesellschaft, die INDEXCHANGE Investment aufbauen und die ersten in Deutschland zugelassenen ETFs im Januar 2001 lancieren zu dürfen.
Die Deka ETFs sind 2008 unter der Marke ETFlab quasi als experimentier-Labor in München gestartet. Wie unterschiedlich war der Aufbau einer zweiten ETF-Gesellschaft für Sie?
Beim Aufbau der ETFlab Investment, die heute Teil der Deka Investment ist, lag der große Unterschied für uns in der bereits gesammelten Erfahrung bei der Auflage, dem Management und dem Vertrieb von ETFs. Wir kannten die Bedürfnisse der Investierenden, die Verwaltungspraxis der Regulierungsbehörden und die wichtigen Stellschrauben, um einfache, transparente und liquide ETFs auflegen zu können. Mit einem erfahrenen Team konnten wir sofort die Best Practices der vergangenen Jahre umsetzen. Das hatte auch deutlich weniger „Startup-Feeling“.
Gab es Momente, in denen Sie an dem Erfolg der ETFs gezweifelt haben?
Ich habe immer an die Erfolgsgeschichte ETF geglaubt. Mein persönliches einfaches Motto beim Geld anlegen lautet: kaufe nur das, was du selbst verstehst. Und gerade die Einfachheit von ETFs ist das, was sie so erfolgreich macht. Jeder kann verstehen wie ETFs funktionieren, jeder der ein Depot hat, kann ETFs ganz einfach an der Börse kaufen.
Welche Entwicklungen haben Sie in den letzten 25 Jahren am meisten überrascht?
Besonders überrascht hat mich, dass die großen Krisen 2001 und 2008 das Wachstum von ETFs nicht gebremst, sondern extrem gefördert haben. Während sich Investierende von anderen Anlageformen abgewandt haben, gab es für ETFs einen anhaltenden Boom. Die ETFs waren selbst in der Krise noch liquide, handelbar, während die Märkte, die sie abgebildet hatten, teilweise nicht mehr gehandelt werden konnten. Man kann schon fast sagen, ETFs haben in der Krise ihre Feuertaufe bestanden. Und spätestens dadurch haben auch private Anlegerinnen und Anleger Vertrauen zu ETFs gefunden.
Wo sehen Sie die Zukunft der ETFs?
ETFs sind definitiv aus den Kinderschuhen herausgekommen. Insbesondere bei institutionellen Anlegenden haben sich die Produkte als ein wichtiges strategisches aber auch taktisches Investment etabliert. Die Zukunft liegt für mich ganz besonders in der Nutzung durch private Investorinnen und Investoren, besonders diejenigen, die mit Wertpapieranlagen bislang wenig Erfahrungen gesammelt haben. Durch die Einfachheit und Transparenz der ETFs sehe ich die Chance, dass sich auch wenig erfahrene Investierende für die Wertpapieranlage interessieren und vielleicht sogar begeistern können. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und auf die nächsten 25 Jahre ETFs.